Der Weg vom Lernen zum Lehren

Hochdahl · Von der Kursteilnehmerin zur Dozentin. Drei junge Frauen aus drei verschiedenen Ländern sind diesen Weg gegangen.

 V.l.n.r.: Zinab Darnoun ist Dozentin für Arabisch und Französisch, Supriti Panigrahi für Englisch und Rana Najib verstärkt das Dozententeam der VHS ab dem kommenden Semester in Kochkursen und künstlerischem Gestalten.

V.l.n.r.: Zinab Darnoun ist Dozentin für Arabisch und Französisch, Supriti Panigrahi für Englisch und Rana Najib verstärkt das Dozententeam der VHS ab dem kommenden Semester in Kochkursen und künstlerischem Gestalten.

Foto: RG

(RG) Supriti Panigrahi hat die Liebe 2015 nach Deutschland geführt. In Indien hat sie ihren deutschen Mann geheiratet. Um ihm in seine Heimat folgen zu können, musste sie für ein Visum in Indien Deutschkenntnisse auf dem Niveau A1 erwerben. Die studierte Sprachlehrerin hat in ihrer Heimat einen Job als Marketing- und Vertriebsbeauftrage bei einer kanadischen Sprachschule, die international agiert, aufgegeben und hofft hier bei uns zeitnah eine ähnliche Chance zu erhalten. In der VHS Erkrath hat sie ihre Sprachkenntnisse bereits auf das Niveau B1 angehoben und unterrichtet dort jetzt Englisch. Hier bei uns schätzt sie besonders, wie diszipliniert und leise es zugeht, ganz anders als in Indien, wo das tägliche Hupkonzert zum Geräuschalltag gehört. Die Menschen hier bei uns empfindet sie als sehr offen und freundlich. Nur das Wetter in Deutschland sei zu nass und zu kalt.

Auch Zinab Darnoun ist vor mehr als zweieinhalb Jahren um der Liebe Willen nach Deutschland gekommen und hat in ihrer Heimat Marokko dafür bereits Deutsch bis zum Niveau A1 gelernt. Ihr Mann ist hier in Deutschland geboren, wie ihre inzwischen anderthalbjährige Tochter auch. In Marokko hat sie Wirtschaftspädagogik studiert und als Grundschullehrerin vor allem für die Fächer Arabisch und Französisch gearbeitet. Aber auch Mathematik und Biologie zählten zu ihren Unterrichtsthemen. In der VHS Erkrath Hochdahl unterrichtete sie zum ersten Mal Erwachsene. Zu Beginn gab es da schon einmal Missverständnisse und sie wollte schon wieder aufgeben, weil sie annahm, dass die Kursteilnehmer sie nicht mögen. In einem Französisch-Kurs, der schon längere Zeit lief, machten ihr das Lehrbuch Probleme, dass viele Inhalte zu Kunst und politischen Themen aus Frankreich aufgriff. Sie selbst, die noch nie in Frankreich war, musste sich intensiv auf den Unterricht vorbereiten.

Es waren ihre Kursteilnehmer, die schließlich mitteilten, dass dieses Buch für sie nicht das wichtige am Kurs ist. Zinab hat in ihrer Anfangszeit als Dozentin gelernt, dass neben Sprachkenntnissen auch die interkulturelle Kompetenz eine Rolle spielt. Sie ist dabei geblieben und gibt inzwischen sechs unterschiedliche Kurse in Arabisch für Anfänger und in Französisch. An Deutschland schätzt sie vor allem die gute Organisation im Gesundheitswesen, die sie vor allem bei der Geburt ihrer Tochter erlebt hat. Inzwischen weiß sie auch, dass wir Deutschen zurückhaltender sind und erst so richtig auftauen, wenn wir jemanden ein wenig kennengelernt haben. Ihren Job als Dozentin mag sie sehr, weil er ihr ermöglicht auch als Mutter einer kleinen Tochter berufstätig zu sein und beruflich nicht den Anschluss zu verlieren.

Rana Najib ist mit ihrem Mann und ihren inzwischen 14jährigen Zwillingen aus Damaskus (Syrien) zu uns gekommen. Ihr Mann ist studierter Ingenieur und sie war in ihrer Heimat Lehrerin für Kunst, Erziehung und Hauswirtschaft. Seit fünf Jahren konnte sie ihren Beruf schon nicht mehr ausüben und wartet hier in Deutschland immer noch auf die Anerkennung ihres Universitätsabschlusses. Ab September gibt sie in der VHS Kochkurse und Kurse in Origami, zum Beispiel für festliche Tischdekorationen. Ihre Kinder besuchen das Gymnasium. Die Tochter möchte Ärztin werden, der Sohn würde gern in die Fußstapfen seines Vaters treten und Ingenieur werden. Rana Najib schätzt die Chancen, die das deutsche Bildungssystem ihren Kindern bietet und die netten Kontakte zu Deutschen. Für ihren Mann, sich selbst und viele andere Erwachsene Flüchtlinge, die in dieses Land gekommen sind, würde sie sich wünschen, dass die Anerkennung von Abschlüssen schneller und einfacher würde, es mehr Möglichkeiten gäbe über das Niveau B1 hinaus Deutschkurse zu besuchen und damit ein schnellerer beruflicher Wiedereinstieg möglich würde.

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