Interview mit Petra Kammerevert „Europa ist die Antwort, nicht das Problem“

Kreis · Am 26. Mai ist Europawahl. Doch noch immer ist die Wahlbeteiligung der Unionsbürger in Bezug auf diese Wahlen recht niedrig. 2014 haben gerade einmal 42,6 Prozent der wahlberechtigten Bürger die Wahlurne aufgesucht. Deutschland lag mit 48,1 Prozent nur knapp über dem Durchschnitt.

 Die Abgeordnete des Europäischen Parlaments, Petra Kammerevert, liefert Antworten auf oft gestellte Fragen zur Europäischen Union.

Die Abgeordnete des Europäischen Parlaments, Petra Kammerevert, liefert Antworten auf oft gestellte Fragen zur Europäischen Union.

Foto: tb

„Dabei ist Europa die Antwort, nicht das Problem“, ist sich Petra Kammerevert sicher. Die SPD-Abgeordnete des Europäischen Parlaments leitet seit über zwei Jahren den Ausschuss für Bildung und Kultur und appelliert an die Deutschen: Geht wählen! In einem Interview liefert Petra Kammerevert, deren Wahlkreis rund 2,7 Million Menschen umfasst (darunter auch den Kreis Mettmann) Antworten auf häufig gestellte Fragen.

Besonders die Beteiligung von jungen Erwachsenen war bei der vergangenen Europawahl mit durchschnittlich 39,6 Prozent sehr niedrig. Was hält Europa für diese Personengruppe bereit?

Petra Kammerevert: Wir müssen das Zusammengehörigkeitsgefühl in Europa noch weiter stärken. Ein tolle Möglichkeit stellt seit über 30 Jahren das „Ersasmus Plus Programm“ dar. Dieses Förderprogramm der Europäischen Union bietet Schülern, aber auch Auszubildenden, Studenten und weiteren jungen Menschen die Chance auf einen Auslandsaufenthalt in 33 Ländern. Wir haben die Mittel für diese Förderung in den vergangenen Jahren verdreifacht. Nach dem Austausch sind die Teilnehmer nach meiner Ansicht überzeugte Europäer. (Näheres unter www.erasmusplus.eu)

Noch immer ist keine Lösung für den angedachten Brexit in Sicht. Wie sieht die Arbeit im Parlament diesbezüglich aus und welche Konsequenzen werden gezogen?

Der Brexit ist eine Katastrophe. Wenn man dem geplanten Ausstieg Großbritanniens aus der EU etwas Positives abgewinnen möchte dann, dass die Zustimmung zur Europäischen Union in den anderen Mitgliedsländern seitdem gestiegen ist. Es herrscht Einigkeit im Rat, aber auch im Parlament und der Kommission. Wir müssen gemeinsam verhindern, dass GB mit seinen Forderungen „Rosinen picken“ veranstalten, um keine Motivation zum Ausstieg für andere Mitgliedsstaaten zu liefern. Wir müssen weiterhin eng zusammenarbeiten. Aber auch unsere Geduld hat einmal ein Ende. Wenn die Verhandlungen auf einen „harten“ Brexit hinauslaufen, dann ist es eben so!

Welche spürbaren Vorteile der EU lassen sich im täglichen Leben wiederfinden?

Zunächst einmal ist es der EU zu verdanken, dass seit über 70 Jahren der Frieden gewahrt wird. Deutschland ist ein Exportland und die EU hat uns den Wohlstand beschert. Aber auch weitere Vorteile im täglichen Leben sind spürbar. So haben wir beispielsweise die Roaming-Gebühren abgeschafft, telefonieren im Ausland günstiger gemacht und eine Regelung geschaffen, Streaming-Portale auch außerhalb des eigenen Landes zu nutzen. Dass es das Europäische Parlament ist, welches die Richtlinien für solche Neuerungen auf den Weg bringt, ist vielen Menschen jedoch nicht bewusst.

Rechtspopulisten und Rechtsextreme sind spürbar auf dem Vormarsch. Das Arbeitsklima hat sich auch im Deutschen Bundestag deutlich verschlechtert. Welche Auswirkungen haben diese Personengruppen auf die EU und auf die Arbeit im Europäischen Parlament?

Rechtsextreme Parteien gibt es im Parlament schon länger, nicht erst seit dem Einzug der AFD in den Bundestag. An produktive und parlamentarische Arbeit ist bei diesen Menschen nicht zu denken, sie stören das Arbeitsklima auf provokative Art und Weise. Wichtig ist jedoch, dass in den Sitzungen bei solchen Provokationen hart durchgegriffen und notfalls auch mit Ausschluss gedroht wird. Rassismus, Faschismus und Fremdenfeindlichkeit darf null Toleranz entgegengebracht werden.

Info:

Petra Kammerevert ist 52 Jahre alt und studierte in Duisburg Sozialwissenschaften. Seit dem 18. Lebensjahr ist sie Mitglied der SPD und engagierte sich als Kommunalpolitikerin unter anderem im Rat der Stadt Düsseldorf. Aktuell bestreitet sie ihre zweite Amtsperiode als Abgeordnete des Europäischen Parlaments mit insgesamt 40 Sitzungswochen im Jahr. Ihr Wahlkreis umfasst die Städte Düsseldorf, Krefeld, Mönchengladbach, Remscheid, Solingen und Wuppertal, sowie die beiden Kreise Neuss und Mettmann. Näheres unter www.kammerevert.eu.

(tb)
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