Fund- oder Ehrensache?

Kreis · Tierheime in NRW kämpfen um ihre Existenz. Während sich die Käfige füllen, gehen die Spenden aus und Kommunen tun ihr Übriges. Sie drücken sich vor der Finanzierung der Pflegetiere und feilschen um die Definition: Fundtier oder nicht.

 Einige Hunde verbleiben lange in Tierheimen. Dazu zählen insbesondere die sogenannten Listenhunde.

Einige Hunde verbleiben lange in Tierheimen. Dazu zählen insbesondere die sogenannten Listenhunde.

Foto: sal

Verlierer sind die "Heiminsassen".

(sal) Die Tierheime sind voll und platzen aus allen Nähten. Anders sieht es in ihren Kassen aus. Über Jahre schöpften die Tierschutzvereine aus ihren Reservetöpfen aus Spendengelder. Es gibt immer mehr Fundtiere und weniger Spender. Die Kassen sind leer. Städte und Kommunen sind eigentlich laut Gesetz dazu verpflichtet, sich um Fundtiere in ihren Städten zu kümmern, auch finanziell, zu 100 Prozent. Das tun sie auch, eigentlich. Sie beauftragen Tierschutzvereine mit der Betreuung und Vermittlung der Tiere, übernehmen aber nur einen kleinen Anteil der aufkommenden Kosten.

Und: Wenn es sich nicht um ein Fundtier handelt, zahlen sie nicht. Und das hat Folgen: So beharren viele Kommunen darauf, dass Katzen eh Freigänger sind und Hunde grundsätzlich immer einen Besitzer haben. Also gibt es ihrer Ansicht nach keine Fundtiere. Die Tierheime sollen sich ihre Kosten bei den Besitzern erstatten lassen. Bisher setzten sich die Vereine nicht zur Wehr. Für sie ist es Ehrensache jedes Tier aufzunehmen, ob gefunden, abgegeben oder sichergestellt. Primär geht es ihnen um die Hilfe eines Lebewesens, zu 100 Prozent. In ihren Augen ist jedes Tier ein Fundtier.

Nun stehen viele Tierheime in NRW vor dem Aus. Ihre Reserven sind ausgeschöpft und die Kommunen rühren sich nicht.
Ein Krefelder Tierheim zog vor Gericht, verklagte die Stadt, forderte eine angemessene Summe für erbrachte Leistungen und gewann.
Das Fundrecht ist im BGB verankert. Demnach sind die Kommunen für Fund- und beschlagnahmte Tiere zuständig und zu einer Verwahrung verpflichtet. Dazu gehört auch die Übernahme aller Kosten.

Das Hildener Tierheim ist für die Städte Hilden, Langenfeld, Monheim, Baumberg, Erkrath und Mettmann zuständig, wie sieht es da aus? "Bisher können wir nicht klagen, es sieht alles noch gut aus. Die Städte unterstützen uns und wir bekommen viele Spenden. Sicher, mehr Spenden ist immer besser, aber es ist o.k. so", sagt Thomas Mielke, Leiter des Hildener Tierheims. Momentan befinden sich 15 Hunde und 40 Katzen dort. Überschaubar, wenn man bedenkt, dass das Heim für fünf Städte zuständig ist. "Wir haben eine wirklich gute Vermittlungsrate. Gott sei Dank", so Mielke. Listenhunde, seien allerdings längerfristig bei ihnen untergebracht und kosten dementsprechend. "Das liegt aber eher an der hohen Hundesteuer für diese Tiere, vermittelbar sind sie grundsätzlich alle."

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