Ausbildungsmarkt: Mehr Nachfrage als freie Stellen

Kreis · "Positiv ist, dass die Arbeitgeber in diesem Jahr bisher mehr Ausbildungsstellen gemeldet haben als letztes Jahr", beschreibt Wolfgang Mai, Geschäftsführer Operativ der Agentur für Arbeit Mettmann, die aktuelle Situation auf dem Ausbildungsmarkt.

"Doch jetzt zu sagen 'alles gut‘ — das würde dem komplizierten Ausbildungsmarkt im Kreis Mettmann nicht gerecht." Zwar ist die Zahl der Ausbildungsangebote im zweiten Jahr hintereinander gestiegen, "doch das Angebot reicht rechnerisch nicht aus, um die Nachfrage bei den Jugendlichen im Kreis zu stillen", sagt Wolfgang Mai — "und das, obwohl es dieses Jahr weniger Bewerber sind als im vergangenen".

Der stellvertretende Leiter der Agentur für Arbeit Mettmann geht davon aus, dass sich am Ausbildungsmarkt noch einiges in diesem Jahr bewegen wird: "Die Entscheidung zur Ausbildung fällt gerade in kleinere Unternehmen oft erst spät. Wir haben derzeit erst 'Halbzeit am Ausbildungsmarkt — da kann noch viel passieren. Und das erwarten wir auch." Denn Unternehmen, die nicht ausbilden, verpassten es, einen Beitrag zur eigenen Fachkräftesicherung zu leisten: "Jeder Jugendliche, der im Kreis jetzt nicht ausgebildet wird, fehlt in Zukunft" warnt Mai. "Die Zahl der Bewerber ist erstmals zur Halbzeitbilanz zurückgegangen, der demografische Wandel wird sichtbar. Nur ein gutes Angebot kann junge Menschen davon abhalten, abzuwandern und dem Kreis verloren zu gehen".

Wolfgang Mai verbindet mit dem Hinweis auf die Entwicklung bei den Bewerberzahlen einen Appell: "Fast 80 Prozent der aktuellen Bewerber hat mindestens einen Realschulabschluss oder mehr. Das müssen die Unternehmen nutzen, auch wenn die Jugendlichen aus verschiedenen Gründen auf den ersten Blick vielleicht nicht perfekt passen".

Unternehmen falle es natürlich nicht leicht, sich für Jugendliche zu entscheiden, von denen sie nicht hundert Prozent überzeugt sind, sagt Wolfgang Mai. Denn Ausbildung sei aufwändig: "Deshalb hat die Agentur für Arbeit im Rahmen der Initiative 'Betriebliche Ausbildung hat Vorfahrt‘ drei Ausbildungsakquisiteure eingestellt, die Jugendlichen dabei helfen, den richtigen Beruf für eine Ausbildung zu finden — und die Unternehmen für die Lehrstellen passende Jugendliche vorschlagen können", berichtet Wolfgang Mai. "Wir möchten schulisch schwächere Jugendliche stärker bei der Ausbildungssuche unterstützen. Und wir wollen Unternehmen überzeugen, dass es sich lohnt, diesen jungen Leuten eine Chance zu geben. Viele haben gerade in der praktischen Arbeit ihre Stärken. Das müssen sie aber erst einmal zeigen können".

Mit der Initiative "Betriebliche Ausbildung hat Vorrang" will die Agentur für Arbeit Jugendlichen den Start ins Berufsleben, den Übergang von der Schule in den Beruf erleichtern und Unternehmen bei der Gewinnung von Fachkräften unterstützen. "Wir kombinieren dafür verschiedene Elemente, zu den neuen Ausbildungsakquisiteuren kommen die noch einmal erweiterten ausbildungsbegleitenden Hilfen (abH), zu denen zum Beispiel Nachhilfe für Azubis gehört sowie die Begleitung von Jugendlichen und Betrieben während der gesamten Zeit der Ausbildung, die sogenannte 'assistierte Ausbildung‘" berichtet Wolfgang Mai. "Wer sich dafür interessiert, soll sich unbedingt bei uns melden — wir geben Auskunft und helfen gerne allen Jugendlichen und allen Betrieben."

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