Erkrath, Haiti und die Welt

Alt-Erkrath · Der WELTLADEN in der Kreuzstraße konzentriert seine Hilfe auf Haiti und das hat eine 40-jährige Vorgeschichte.

 Das Team des Weltladens in Alt-Erkrath.

Das Team des Weltladens in Alt-Erkrath.

Foto: Nicole Gehring

(RG) Es war 1978, als das Erkrather Ehepaar Hoffmann-Buslay 1978 von einer Haiti-Reise zurückkehrte. Die Fotos aus dem ärmsten Land Lateinamerikas und die Reiseeindrücke des Ehepaars, berührten etliche Erkrather und setzten sich in ihrem Gedächtnis fest. Schließlich entstand 1981 aus einem Gespräch zwischen Kaplan Peter Hermes, dem Gymnasiasten Martin Schmidt und Winfried Hoffmann der Ökumenischen Arbeitskreis Dritte Welt. Die Mitglieder begannen Spenden zu sammeln und nach dem Gottesdienst Fair gehandelte GEPA-Produkte zu verkaufen, um so über action medeor den Versand von in Haiti dringend benötigten Medikamente zu ermöglichen. In dieser Zeit gab es eine erste Begegnung mit der Schweizer Entwicklungshelferin Paula Iten, die in Haiti für die Großgemeinde Jean-Rabel tätig war. Der Arbeitskreis konzentrierte seine Hilfe daraufhin für einige Zeit auf die Gesundheitsarbeit in Jean-Rabel.

Der Arbeitskreis dokumentierte neben der eigenen Tätigkeit auch laufend die Geschehnisse in Haiti. 1983 eröffnete der erste 'Dritte-Welt-Laden‘ in den Räumen der Gemeinde St. Johannes der Täufer. Hier wurden sonntagvormittags GEPA Produkte angeboten. 1984 lag eine vorläufige Satzung zur Gründung eines Vereins vor. Bis zur Gründung sollten aber noch weitere neun Jahre vergehen. "Wir dachten manchmal, dass die Hilfe vielleicht gar nicht mehr nötig ist, wenn wir den Verein endlich gegründet haben. Wir haben uns geirrt", erinnert sich Vorstandsmitglied Cornelia Cloos. 1992 nahmen die Planungen zur Vereinsgründung wieder Schub auf, um die Verkaufsaktivitäten auszuweiten und 1993 war es dann soweit. Bis zur Vereinsgründung 1993 hatte der Arbeitskreis bereits mehr als 117.000 Euro Hilfsleistungen für Haiti erbracht.

Die auf der Vereinswebsite veröffentlichte Chronik dokumentiert anschaulich, wie politischen Unruhen, klimatische Einflüsse und Katastrophen wie Hurrikans und Erdbeben es den Menschen in Haiti bis heute unmöglich gemacht haben, sich aus der Armut zu befreien. Sie dokumentiert gleichzeitig die Entwicklung des Arbeitskreises und nach Vereinsgründung die Entwicklung des Vereins mit all den Menschen, die sich über die vielen Jahre intensiv in die Arbeit eingebracht haben.

Seit 2016 ist Erkrath Fairtrade Stadt. Für die Ökumenische Initiative, für die Eine Welt e.V., wie der Verein, der den WELTLADEN in der Kreuzstraße betreibt, heute heißt, ist das ein kleiner Meilenstein für den Fairen Handel. Es war ein langer Weg dahin, denn ein Beschluss des Rates der Stadt Erkrath über den Bezug von Fair gehandeltem Kaffee wurde zehn Jahre später, im Jahr 2000, wieder aufgehoben. Die Fairtrade Stadt hat Signalwirkung. 2017 wurde die erste Schule, die GGS an der Falkenstraße, als Fairtrade School zertifiziert und die kleinen Botschafter an der Grundschule haben ein eigenes Bewusstsein für fair gehandelte Produkte entwickelt. Oft sind sie kritische Einkaufsbegleiter ihrer Eltern.

Wie schwer die Überzeugungsarbeit bei Erwachsenen ist, weiß auch Regina Inger "Es ist nach wie vor schwer einen Gastwirt davon zu überzeugen auch nur zwei Fair gehandelte Produkte, wie etwa Tee und Zucker, anzubieten." Gemeinsam mit Cornelia Cloos und Ingrid Fehrenbacher bildet sie den Vorstand der Ökumenischen Initiative für die Eine Welt, kümmert sich mit um die Haitihilfe und den WELTLADEN. Im Laden erlebt sie dann oft auch sehr schöne Momente mit Kunden oder Schulklassen, die den Laden besuchen. "Vor kurzem haben zwei Schüler, nachdem sie sich selbst etwas ausgesucht hatten, ihr restliches Geld zusammengeworfen und ein Specksteinherz für ihre Lehrerin gekauft", erzählt sie mit einem Lächeln.

Es sind wohl diese schönen Momente, die alle für die Haiti-Hilfe und den fairen Handel aktiven Ehrenamtlichen motivieren Rückschläge schnell zu vergessen und sich unermüdlich weiter einzusetzen, damit unsere Welt gerechter wird und Armut weltweit abnimmt. Noch ist man in Haiti weit davon entfernt. Im letzten Jahr brachten Wirbelstürme neue Zerstörung, die vor allem Kleinbauern hart traf und so wird auch die Hilfe für Haiti in der Ökumenischen Initiative für die Eine Welt weiterhin eine große Rolle spielen.

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