Aus dem Leben eines Imam

Hochdahl · Mohamed Jaaouani ist 31 Jahre jung und Imam in der Gemeinde des Marokkanischen Familien- und Kulturvereins.

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(tb) Der aus der Region Al Hoceima stammende Marokkaner hat schon sehr früh den Wunsch nach seiner beruflichen Laufbahn geäußert. "Ich war 15 Jahre alt, als ich mich dazu entschieden habe, meinem Vater und Großvater zu folgen und auch Imam zu werden. Diese beiden sind auch heute noch meine Vorbilder", berichtet er.

Von 2003 bis 2016 absolvierte der damalige Jugendliche und später junge Erwachsene seine Imam- Ausbildung in einem marokkanischen Institut für Theologie. Im Anschluss nach Deutschland zu kommen, war kein direkter Plan des jungen Theologen. "Erst nach mehreren Anfragen habe ich mich zu diesem Schritt entschieden." Nach Rüsselsheim und dem hessischen Langen zog es den Imam in die Hochdahler Gemeinde. "Für mich ein Glück, denn hier habe ich in kurzer Zeit schon viele nette Menschen kennenlernen dürfen."

Überhaupt scheinen die Hochdahler auf den jungen Mann Eindruck zu machen. "Die Bürger sind sehr aufgeschlossen und freundlich." In der Gemeinde besonders die seelische und spirituelle Erziehung der Kinder und Jugendlichen voranzutreiben, ist ein großes Anliegen von Mohamed Jaaouani. Ebenso möchte er den Senioren als Stütze bei religiösen Fragen dienen. "Es lag uns sehr am Herzen, einen jungen Imam in unserer Gemeinde anzustellen und wir sind dankbar, dass wir eine solch aufgeschlossene Person gefunden haben", freut sich der Vereinsvorsitzende und interkulturelle Berater der Stadt Erkrath, Mohammed Assila.

Doch wie sieht der Berufsalltag eines Imam aus? "Fünfmal am Tag beten wir gemeinsam", erklärt Mohamed Jaaouani. Mit einem Vorbeter werden die Gläubigen angeleitet. Männer und Frauen beten in Hochdahl getrennt. "Das ist ein Schutz für die Frauen, da wir stets Schulter an Schulter beten und somit den intimen Schutzraum der Frauen respektieren. Bei uns haben die Damen ihren separaten Raum, in dem sie unseren Imam beten hören können", erklärt Mohammed Assila weiter. Zudem finden in der Woche Vorträge zu diversen, auch weltlichen Themen und offene Gesprächsangebote statt.

Montags hat das Gemeindeoberhaupt Ruhetag. "In dieser Zeit versuche ich mein Netzwerk zu erweitern oder lese viel." An den Deutschen mag Mohamed Jaaouani besonders die Pünktlichkeit. "Darauf möchte ich in Zukunft nicht verzichten. Ebenso wie die deutsche Ordnung. Die habe ich bereits übernommen." Anders als bei anderen Religionen dürfen Imame heiraten und eine Familie gründen. Den radikalen Islamismus verurteilt der junge Imam. "Ich vergleiche diese Gedanken mit einem kranken Patienten. Auch diese Menschen werden von den Ärzten nicht gehasst, ihnen wird eine passende Therapie vermittelt. Ich würde mir wünschen, dass mich Personen
mit diesen Gedanken aufsuchen, damit wir auch diese heilen können."

Im Marokkanischen Familien- und Kulturverein Hochdahl e.V. sind rund 200 Familien gelistet. Die Türen stehen für Interessierte jedoch jederzeit offen, um sich einen Einblick zu verschaffen und das Gespräch mit den Gemeindemitgliedern zu suchen. "Ich kann mich zwar noch nicht perfekt auf Deutsch unterhalten, werde aber weiterhin an der Sprache arbeiten", verspricht Imam Mohamed Jaaouani.

KONTAKT:
Marokkanischer
Familien-Kulturverein
Hochdahl
Schimmelbusch Straße 21

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