Lebe dein Leben!

Wolfgang Damberg war viele Jahre lang beruflich im Finanzsektor tätig. Heute arbeitet er als Headhunter. Traut man so einem "Zahlen-Daten- Fakten-Menschen" eine sozial-christliche Arbeit zu? Und dann auch noch als Ehrenamtler?

Oh ja, mit Sicherheit!

(nic) Denn der sympathische Hochdahler ist der katholischen Kirche schon seit seiner Jugend verbunden. Heute arbeitet der gestandene Mann im Pfarrgemeinderat und Kirchenvorstand, betreut die jugendlichen Gemeindemitglieder in der Firmvorbereitung. "Beruflich habe ich viel mit Menschen zu tun und immer wieder merke ich dabei, dass es den jungen Leuten an Perspektive fehlt", verrät er uns im Interview. Ihnen fehlt oftmals der Mut, das Leben in die eigene Hände zu nehmen.

Unter dem Motto "Ich und mein Leben" möchte Damberg in seiner Tätigkeit als Betreuer den Firmlingen Chancen aufzeigen. "Das treibt mich an." Dabei geht er oftmals eher ungewöhnliche, aber äußerst effektive Wege. Wie beispielsweise Besuche in der JVA Wuppertal-Ronsdorf. Dort bekommen die Teenager eine sehr plastische Vorstellung, wie Knastleben aussieht. "In persönlichen Gesprächen mit den Insassen erfahren die jungen Besucher, dass Knast isoliert - nicht nur, weil man 24 Stunden eingeschlossen ist, sondern auch, weil sich Familie oder Freunde oftmals von den Sträflingen abwenden. Viele werden nach ihrem Gefängnisaufenthalt wieder rückfällig. Nach dem Besuch erfahren wir dann, welche Straftaten die Jugendlichen begangen haben und da wird einem schon schnell mal anders. Man sieht einem Menschen solch' schlimme Taten oftmals nicht an."

Ein weiterer, weniger bedrückender Teil der Firmvorbereitung ist der Besuch im kleinen Dörfchen Taizé. Ursprünglich gegründet von Frère Roger ist das kleine Dorf im Burgund mit seiner ökumenischen Bruderschaft speziell in der Osterzeit zu einem Magnet für Jugendliche aus aller Welt geworden. "Ein Mal im Jahr fahren wir dort für eine Woche gemeinsam hin." Kein Handyempfang, drei Mal am Tag beten, spartanisches Wohnen in Baracken und Zelten, gewöhnungsbedürftiges einfaches Essen und Meditationen wirken auf einen Teenager erstmal weniger verlockend. Aber es dauert nicht lang und dann sind alle vom "Taizé-Geist" gepackt. "Die Jugendlichen erarbeiten sich über die Woche nicht nur in Kleingruppen verschiedene Bibelstellen, sie sind auch aktiv dafür mitverantwortlich, dass das Gemeinschaftsleben funktioniert. Hilfe in der Küche, bei der Essensausgabe, beim Spülen und Putzen der Toiletten oder als Ordner vor und in der Kirche sind für Jeden Pflicht und selbstverständlich. Diese Arbeiten schweißen die Gruppen zusammen und plötzlich wird selbst aus dem Putzen der Toiletten bei rhythmischen Gesängen und viel Gelächter ein Erlebnis - es geht die Post ab", sagt Wolfgang Damberg. Viele wollen danach auch ein zweites oder drittes Mal mitfahren.

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Eine weitere Aktion, die Damberg ins Leben gerufen hat, sind die Besuche der Firmlinge im St. Franziskus-Hospiz. Mit 16 scheint das Leben unendlich zu sein, weshalb einigen vor diesem Besuch etwas mulmig zu Mute ist. Doch dieses Gefühl löst sich relativ schnell auf, wenn die Jugendlichen mit den Betreuern über ihre Arbeit als Sterbebegleiter sprechen und das Haus dadurch näher kennenlernen. Auch wenn der Tod für fast jeden Menschen etwas Bedrückendes hat, so werden die Firmlinge bei diesem Besuch indirekt darauf aufmerksam gemacht, das Leben zu nutzen und es auch buchstäblich zu leben. So banal das auch für viele im ersten Moment klingen mag. Damit sind wir dann auch schon wieder beim Ausgangspunkt: Nämlich das Leben in die eigenen Hände zu nehmen - Wolfgang Damberg versucht mit seiner Arbeit den Weg dorthin zu weisen.