„Ich ersticke an Ideen“

Hochdahl · Katy Schnee ist in Hochdahl bekannt für ihre verrückt kreativen Ideen. Goldene Bäume, Skulpturen mit QR-Codes oder Düsselwasser- alles Begriffe, die auf die quirlige Frohnatur zurück zu führen sind.

Doch wer ist der Mensch, der hinter diesen bunten Ideen steckt? Wer ist die Person Katy Schnee wirklich?

(tb) Aufgewachsen ist die heutige Hochdahlerin in Duisburg. Erst 1985 zog es Schnee samt ihrer Familie in das naturnahe Neandertal. "Ich erinner mich noch daran, dass ich Erkrath im Vergleich zu Duisburg wahnsinnig grün fand", schwelgt die zweifache Mutter in Erinnerungen. Dabei fühlte sich Katy Schnee nicht direkt heimisch. "Nach drei Monaten wäre ich am liebsten wieder weggezogen. Hier war es mir zu ruhig, ich war mehr Trubel gewohnt." Zum Glück hat sich Schnee umentschieden und Erkrath seitdem als echte Kulturbereicherung gedient. Zuletzt begeisterte sie, gemeinsam mit ihrem Künstlerkollegen Volker Rapp, die Hochdahler durch eine goldige Installation an der Schliemannstraße. 50 Bäume wurden mit goldener Sicherheitsfolie umwickelt. Anlässlich des 50. Stadtjubiläums erstrahlte eine ganze Allee in goldener Farbe. Mit Rapp hat die Künstlerin ihr kreatives Glück gefunden.

"Wir sind seit Jahren sehr gute Freunde, ergänzen uns in unserer Arbeit super und streiten manchmal, wie ein altes Ehepaar", lacht die Künstlerin. 2011 wurde gemeinsam die Künstlergemeinschaft Prima Neanderthal gegründet. Seitdem sprudeln die Ideen aus Katy Schnee nur so heraus. "Manchmal werde ich morgens um fünf Uhr wach und muss aufschreiben, woran ich gerade gedacht habe. Ich ersticke förmlich an Ideen und wünschte ich hätte mehr Zeit, diese auch umzusetzen." Viel Zeit für Pausen bleibt da nicht. Neben der Kunst und Katy Schnees Hauptberuf als Medizinische Fachangestellte in einer dermatologischen Praxis in Düsseldorf, bleiben viele Leidenschaften auf der Strecke. "Ich lese beispielsweise wahnsinnig gerne. Mein erstes Buch "Der glückliche Löwe" bekam ich von meiner Lehrerin ausgeliehen. Seitdem liebe ich das geschriebene Wort. Ein Hobby, welches ich kaum noch verfolgen kann." Auch Freunde und Familie müssen sich für Termine in imaginären Warteschlangen einreihen.

"Das stört mich schon. Ich wünschte, ich hätte mehr Zeit für all diese Dinge."
Währenddessen findet man Katy Schnee in den umliegenden Kunstmetropolen. Auch wenn es ihre Installationen nicht immer auf die beliebten Schauflächen schaffen, zieht die Kunst die Hochdahlerin doch magisch an. "Volker Rapp sagt immer zu mir, ich soll größer denken. Mein Traum ist es daher, einmal im Museum Kunstpalast auszustellen. Eine Kunstsammlung, die ein echter Zuschauermagnet ist."

Zur Kunst kam Schnee sprichwörtlich, wie die Jungfrau zum Kind. "Ich habe mit reiner Malerei begonnen und war anfänglich so naiv zu denken, damit könnte ich Geld verdienen", witzelt Katy Schnee. "Heute weiß ich, man gibt wesentlich mehr Geld aus, als man einnimmt." Ermutigt haben sie besonders ihre beiden Söhne. "Meine Jungs waren damals meine größten Fans und haben mich überhaupt erst auf die Idee gebracht, meine Malereien zu präsentieren. Meine erste Ausstellung hatte ich im Lokschuppen. Zahlreiche Freunde und Familienmitglieder haben mir geholfen. Es war großartig."

Heute zählen weit mehr als nur Malereien zu Katy Schnees Werken. Sogar ein eigenes Getränk, das Düsselwasser, hat Prima Neanderthal auf den Markt gebracht. "Eine sehr lustige Anekdote führte zu diesem Schnaps. Wir standen damals für eine Kunstinstallation in der Düssel. Also mitten im Düsselwasser. Das fanden wir so lustig, dass eine echte Schnaps-Idee geboren wurde."

Heute verkauft sich das Düsselwasser, ein nach Amaretto und Schokolade schmeckender Likör, besonders in Düsseldorf wie von selbst. Diskussionen zu entfachen und Resonanzen für Kunstwerke, Skulpturen, Installationen und Performances zu bekommen, entlohnt die Künstlerin für etliche Stunden voll Planung und Schaffung. "Das macht Kunst für mich so besonders. Ich möchte mit den Menschen ins Gespräch kommen und mit ihnen über unsere Kunst reden", so die Hochdahlerin abschließend. "Dafür bereite ich gerne wochenlang alles vor!"

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