Ein Stück Weltgeschichte

Hochdahl · 1970 wurde in den Räumen der Sternwarte Neanderhöhe zum ersten Mal Mondstaub in Europa zur Schau gestellt. Das war eine echte Sensation — und eine Sternstunde der Sternwarte.

 Udo Zalisz war 1970 dabei, als der Mondenstaub in Hochdahl zur Schau gestellt wurde. „Das war eine Sensation“, sagt er heute, 35 Jahre später. Eine Gedenktafel am Schulungszentrum der Sternwarte erinnert noch heute an die Sternstunde der Sternwarte.

Udo Zalisz war 1970 dabei, als der Mondenstaub in Hochdahl zur Schau gestellt wurde. „Das war eine Sensation“, sagt er heute, 35 Jahre später. Eine Gedenktafel am Schulungszentrum der Sternwarte erinnert noch heute an die Sternstunde der Sternwarte.

Foto: Nikolas Golsch

(nigo) Im Jahr 1970 schrieb Hochdahl ein Stück Weltgeschichte. Zum ersten Mal wurde hier Mondgestein in Europa ausgestellt, das im Zuge der Apollo 11 Mission auf die Erde gebracht worden war. Dass ausgerechnet Hochdahl diese Ehre zu Teil wurde, ist der Sternwarte Neanderhöhe zu verdanken, die damals erst vier Jahre bestand.

Udo Zalisz war dabei, als die Sternwarte 1966 gegründet wurde. Auf der Gründungsurkunde befindet sich auch seine Unterschrift. Und der heute 89-jährige war auch dabei, als das Mondgestein in Hochdahl gastierte. "Wobei Mondgestein eigentlich eine falsche Bezeichnung ist", sagt Zalisz. "Es war mehr Staub als Gestein, ein unscheinbares graues Pulver", erinnert er sich. Er erinnert sich auch noch daran, wie das kleine Döschen seinen Weg nach Hochdahl gefunden hat. Denn das ist Hermann Oberth zu verdanken. Er gilt als einer der Begründer der wissenschaftlichen Raketentechnik und Astronautik — und hat in den 60er Jahren gelegentlich Vorträge an der Hochdahler Sternwarte gehalten. Einer seiner Lehrlinge war Wernher von Braun. Dessen Name ist weltweit bekannt — "damals war er mindestens so bekannt wie Kennedy", sagt Zalisz. Im Zweiten Weltkrieg entwickelte von Braun die ersten Flüssigkeitsraketen V2, die von Usedom aus unter anderem auf London abgefeuert wurden. Nach dem zweiten Weltkrieg ging von Braun nach Amerika und wurde zum leitenden Wissenschaftler beim Bau von Trägerraketen für die NASA-Mondmissionen.

Hermann Oberth kam nach der Mondlandung auf die Idee, eine Sonderausstellung zu diesem Thema in Hochdahl ins Leben zu rufen. Und so fragte er bei seinem ehemaligen Lehrling von Braun an, ob der dazu nicht etwas Mondgestein beisteuern könne. Er hatte Erfolg. Als die Ausstellung 1970 in den Räumen des noch heute bestehenden Schulungszentrums an der Hildener Straße 17 eröffnet wurde, rückte Hochdahl in den Blickpunkt der weltweiten Berichterstattung. "Kein Mensch hatte so etwas jemals zuvor gesehen", sagt Udo Zalisz. Viele wichtige Leute hätten die Ausstellung, bei der auch wertvolle Meteoriten im Gesamtwert von etwa fünf Millionen Mark gezeigt wurden, besucht. Dabei habe ständig die Angst bestanden, dass das graue Pulver geklaut werden könnte. Ein massiver Glaskasten schützte die graue Substanz deswegen vor Langfingern. In einer Zeitschrift wurde der Mondenstaub gar als "teuerste Substanz der Welt" bezeichnet.

Das Ganze ist heute 45 Jahre her — und nur noch wenige in der Sternwarte erinnern sich, wie Udo Zalisz, an das Mondgestein. Nur eine Gedenktafel am Schulungszentrum erinnert heute noch an die Sternstunde der Sternwarte.

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