Ein neuer Platz in unserer Erinnerung

Hochdahl · Seit dem 10. Juli erinnert ein neu verlegter Stolperstein vor dem Haus Sedentaler Straße 18 an Tomasz Brzostowicz.

 Der neue Stolperstein liegt eingebettet in ca. 50 x 50 cm graue Pflastersteine in Hochdahl vor dem Haus Sedentaler Straße 18.

Der neue Stolperstein liegt eingebettet in ca. 50 x 50 cm graue Pflastersteine in Hochdahl vor dem Haus Sedentaler Straße 18.

Foto: RG

(RG) Es ist bereits der sechste Stolperstein, der in Erkrath verlegt wurde, aber der erste in Hochdahl. Es ist der Heimatforscherin Hanna Eggerath zu verdanken, dass die Geschichte des polnischen Zwangsarbeiters bekannt wurde. Einer ihrer Forschungsschwerpunkte ist der Nationalsozialismus in Erkrath.

Tomasz Brzotowicz wurde 1911 als Sohn einer polnischen Landarbeiterfamilie geboren. Als die Deutschen am 1. September 1939 in Polen einfielen war Tomasz Soldat. Kaum drei Wochen später geriet er in Kriegsgefangenschaft und wurde nach Deutschland gebracht. Nur wenig später wurden er und andere Kriegsgefangene als Zwangsarbeiter für landwirtschaftliche Zwecke eingesetzt. Tomasz Brzotowicz landete als Knecht auf dem Hausmanns Hof. Er arbeitete auf dem Feld und im Stall. Dort lernte er Maria, eine 20jährige deutsche Dienstmagd kennen und freundete sich mit ihr an, was ihm schließlich den Vorwurf der 'Rassenschande‘ einbrachte und zu seiner Verhaftung am 4. Juli 1940 führte. Aus Zeitzeugenberichten ist eine schüchterne Liebesbeziehung überliefert. Was wirklich geschah und wie sehr die beiden verbunden waren oder auch nicht, konnte nie bewiesen werden.

Für den möglichen sexuellen Kontakt mit der Deutschen Maria, drohte Brzotowicz für 'Rassenschande‘ die Todesstrafe. Obwohl nicht geklärt werden konnte, was wirklich geschah, wurde er schließlich zum Tode verurteilt. Gehängt wurde er am 28. Juni 1941 'in der Nähe des Tatorts‘ auf der Hausmannshöhe zwischen Millrath und Gruiten vor den Augen von 145 anderen Kriegsgefangenen.

Zur Verlegung des Stolpersteins durch den Künstler Gunter Demnig waren neben Hannah Eggerath und Hans-Joachim Dietz vom Bergischen Geschichtsverein, Henry Lich vom CVJM auch Bürgermeister Christoph Schultz mit dem Beigeordneten Ulrich Schwab-Bachmann, Fabian Schmidt, Kämmerer Thorsten Schmitz und der stellvertretenden-Bürgermeisterin Regina Wedding anwesend. In der heutigen Sedentaler Straße 18 war 1940 das Kriegsgefangenenlager, in dem Tomasz Brzostowicz untergebracht war.

Bürgermeister Schultz fand in seiner Ansprache die Worte, die am besten ausdrücken, was wir angesichts dieser Tat fühlen: "Tomasz hat kein Verbrechen begangen, er hat geliebt."

Stolpersteine erinnern in ganz Deutschland und Europa an die Gräueltaten des Naziregimes. Mehr über Stolpersteine verrät die Website www.stolpersteine.eu. Mehr Informationen über Stolpersteine in Erkrath bietet die Homepage der Stadt Erkrath.

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