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Eine bunte Welt aus Bonbonpapier

Eine bunte Welt aus Bonbonpapier

Der Morper Park wurde am Wochenende in ein Kunstmuseum der anderen Art umgewandelt. Zum fünften Mal lud die Künstlergruppe Neanderart zur "Art in the park".

(nigo) Unbeachtet und unscheinbar liegt der Morper Park normalerweise am westlichen Erkrather Stadtrand. Ein paar Spaziergänger verirren sich gelegentlich auf die weitläufigen Wanderwege, eine Handvoll Kinder füttert an schönen Sommertagen die Enten im Weiher.
Am Sonntag wurde dem beschaulichen Alltagstreiben jedoch ein Riegel vorgeschoben, Kunstwerke aller Art sprossen plötzlich aus dem Boden wir Pilze einer anderen Welt.

Es war ein Park, der eine neue Ader gefunden zu haben schien, ein Park, in den für einen Tag neues Leben eingekehrt war. 13 Künstler der Erkrather Neanderart-Gruppe hatten ihre Ausstellungen für einen Tag ins Freie verlegt. Nicht aufgereiht wie Perlen einer Halskette standen die Werke an diesem Tag nebeneinander — sie standen auf dem gesamten Areal verteilt, mancherorts waren sie erst auf den zweiten Blick zu erkennen. So wie Ralf Buchholz‘ kleines Kunstwerk, das wohl kleinste der ganzen Ausstellung. Aus Pappe hatte er eine kleine filigrane Mühle gebastelt, auf einem Baumstamm am Wegesrand fristete sie ihr Dasein. "Das ist das Schöne an unserer Ausstellung im Park, hier gibt es etwas zu entdecken, etwas zum Staunen", sagt Buchholz, der die "Art in the park" schon zum fünften Mal ins Leben rief.

Ein paar Meter weiter hatte die in Breslau geborene Dorothea König ihr Domizil aufgeschlagen. Bunte Reihen aus glattgestrichenen Bonbonpapieren hatte sie in den Bäumen des Stadtparks installiert, jedes davon habe seine ganz eigene Geschichte, stelle eine ganz eigene Welt da, sagt die Künstlerin. "Die Papiere sind Kunstwerke an sich, jedes von ihnen kommt aus einem anderen Winkel der Erde." Besonders Kinder würden sich immer wieder in den farbenfrohen Mustern der Kleinverpackungen verlieren, ihre Gedanken kreisen lassen. Seit 13 Jahren sammelt sie die Papierchen, mittlerweile sind sie Bestandteil zahlreicher Kunstwerke geworden.
Doch es waren nicht nur die bunten Bonbonpariere, die König den kunstliebenden Besuchern präsentierte. Aus einem alten Ast, den Sturm Ela von einem hohen Baum geholt hatte, fertigte sie eine Art Mahnmal an: "Ela hat ihm ein Leid getan", wandelte sie Goethes Worte aus dem Erlkönig um. Mit blutbefleckten Mullbinden hatte sie den Ast umwickelt. "Es ist ein Mahnmal an die Menschen, die Natur im Blick zu behalten", sagt König.

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Mittlerweile zur Lokalprominenz scheint Graffiti-Künstler Michael Slatosch (26) zu gehören. Zusammen mit Buchholz gestaltet er die Betonpfeiler unter der Autobahnbrücke, hat den Erkrathern damit einen Diamanten des Stadtteils geschenkt. Auch er wurde im Park aktiv und besprühte zusammen mit seiner Sprayer-Gruppe alte Zeitungsplakate. Was genau am Ende daraus entstehen sollte, wussten er und seine Jungs zu Beginn der Aktion noch nicht — wir lassen und überraschen und werden sehen, wohin die Spraydosen uns führen werden."

Ralf Buchholz zeigte sich am Ende des Tages zufrieden mit seinem Kunstevent: "Wir werden ständig größer und wachsen auch als Künstlergruppe an", sagte er. Vor allem eins zeichne die Erkrather Künstler aus: Spontanität. Und so hatte er auch bezüglich der "Art in the Park" eine Anekdote zu erzählen: "Eine Joggerin wurde morgens auf uns aufmerksam und fragte spontan an, ob sie ihre Kunstwerke nicht auch hier präsentieren kann." Gesagt getan: Eine Stunde später baute auch sie ihre Bilder auf einer Parkbank auf.