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Abtauchen in Erkraths Unterwelt

Abtauchen in Erkraths Unterwelt

Vier Meter unter den Füßen der Badegäste im Neanderbad brummt und zischt es gewaltig. Im Technikkeller ist Christian Heldt Herr über die Dinge und gewährt in den Ferien Besuchern einen Einblick hinter die Kulissen.

(nigo) Eine Handvoll Stufen führt an der Rückseite des Neanderbades zu einer tiefliegenden, kleinen und unscheinbaren weißen Tür. Wer sie öffnet und passiert, gelangt in einen schmalen weißen Gang.

Viele blaue Kanister stehen aufgereiht am Rande des Ganges, der mitten ins Herzstück des Schwimmbades führt. Lange schwarze Rohre verlaufen unter der Decke des Ganges, silbern schimmernde Lüftungsschächte liegen zu beiden Seiten an den Wänden. Je weiter man die kleine Türe zurücklässt, desto wärmer wird es — was mit molliger Wärme beginnt, wandelt sich schnell in beißende Hitze um, die Schweißperlen auf der Stirn von Christian Heldt (24) erscheinen lässt. Denn es ist sein Reich, das wir betreten. Er kennt den Technikkeller des Schwimmbades wie seine Westentasche.

Nach einiger Zeit öffnet sich der schmale Flur in einen größeren Raum. Nicht nur heiß ist es hier, sondern auch ordentlich laut. Von allen Seiten ist ein Zischen und Brummen zu vernehmen, wer sich umschaut sieht viele dicke Rohre und Maschinen.
Wohl am meisten Lärm erzeugt eine kleine blau-schwarze Maschine in der Mitte des Raumes. Es ist der Steuerluft-Kompressor, ohne den im Keller nichts läuft. Er erzeugt den Druck, der Wasserklappen zwischen verschiedenen Rohrleitungen öffnet und schließt und so den Wasserfluss des Bades regelt.

Ein paar Schritte weiter erheben sich mehrere blaue Zylinder aus dem Kellerboden. Es sind die kleinen Pumpen, in denen sich alles sammelt, was Besucher des Bades im Wasser verlieren. "Hier haben wir schon alles gefunden", sagt Christian Heldt. Egal ob feine Haare oder verloren gegangene Taucherbrillen — hier findet sich alles wieder. Einmal im Monat werden die Auffangbehälter gereinigt. "Nach einer Zeit ist man vor nichts mehr fies", sagt Heldt.

Es gehört zum normalen Tagesablauf des Bademeisters, dass er an jedem Arbeitstag hinabsteigt in die Kellerräume. Etwa eine Stunde verbringt Christian Heldt täglich dort. Wohingegen andere Kollegen meist nur widerwillig zu den Maschinen gehen, geht er gerne in die heiligen Hallen des Bades.Das meiste läuft hier jedoch von alleine. Für jedes Becken gibt es ein eigenes Messgerät, das automatisch Chlorgehalt und Wassertemperatur überprüft und gegebenenfalls nachfüllt. "Was früher der Bademeister mit Thermometer und Stoppuhr selber nachmessen musste, geschieht heute ganz automatisch", sagt Heldt.
Aufwendig ist die Technik im Keller, jedes Becken hat seine eigenen Anforderungen. So lagern in der Mitte des großen Raumes viele Säcke, in denen das Salz für das Solebecken gelagert wird. "Das müssen wir von Hand ins System einführen", sagt der Fachmann. 2,5 Prozent Salz sind für das Wasser dort vorgesehen.

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Was für ein Aufwand hinter dem Badevergnügen steckt, ahnen die Badegäste, die vier Meter über dem Keller ihre Bahnen ziehen, freilich nicht. Anderthalb Millionen Liter Wasser fasst das große Sportbecken — bis das gesamte Wasser einmal umgewälzt und gefiltert ist, dauert es sechs Stunden. "Das ist ein Prozess, der mehrmals täglich geschieht", erläutert Heldt.
Und noch eine Besonderheit beinhalten die heiligen Hallen: Durch ein kleines Bullauge in der Wand des Schwimmbeckens können Heldt und seine Kollegen den Schwimmern von unten beim Baden zusehen — still, heimlich und unerkannt.

INFOS

In den Ferien werden an jedem Montag Führungen durch den Technikkeller angeboten. Die nächste Führung, bei der noch Plätze frei sind, findet am 11. August um 16 Uhr statt. Anmeldung unter Telefon 02104 810081 oder an der Kasse des Bades.