Familienbetrieb oder konsumreiche Agrarfabrik?

Kreis · Wie ist es um die Zukunft der Landwirtschaft bestellt? Mit dieser wichtigen Kernfrage setzten sich die Gäste einer Podiumsdiskussion auseinander, die von Ophelia Nick, Sprecherin der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft und der Bundesarbeitsgemeinschaft Landwirtschaft und ländliche Entwicklung der Grünen, initiiert wurde.

 Bernd Kneer, Kreislandwirt der Kreisstelle Mettmann und der Landwirtschaftskammer NRW, Ophelia Nick, Sprecherin der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft und der Bundesarbeitsgemeinschaft Landwirtschaft und ländliche Entwicklung der Grünen, Josef Tumbrinck, Vorsitzender des NABU NRW, Bauer Willi alias Dr. Kremer-Schillings, Agrarblogger und Nebenerwerbslandwirt und Martin Häusling, GRÜNER Abgeordneter des Europaparlamentes (v.li.).

Bernd Kneer, Kreislandwirt der Kreisstelle Mettmann und der Landwirtschaftskammer NRW, Ophelia Nick, Sprecherin der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft und der Bundesarbeitsgemeinschaft Landwirtschaft und ländliche Entwicklung der Grünen, Josef Tumbrinck, Vorsitzender des NABU NRW, Bauer Willi alias Dr. Kremer-Schillings, Agrarblogger und Nebenerwerbslandwirt und Martin Häusling, GRÜNER Abgeordneter des Europaparlamentes (v.li.).

Foto: tb

(tb) Rund 60 Gäste folgten der Einladung, gespannt was die einzelnen Dozenten zu den Zukunftsperspektiven des Berufszweiges "Landwirt" zu sagen hatten. Gewinnen konnte die Moderatorin "Bauer Willi", alias Dr. Kremer-Schillings, Agrarblogger und Nebenerwerbslandwirt, Martin Häusling, Grünen-Abgeordneter des Europaparlamentes, Josef Tumbrinck, Vorsitzender des NABU NRW sowie Bernd Kneer, Kreislandwirt der Kreisstelle Mettmann und der Landwirtschaftskammer NRW.

Dass sich bereits beim Verbraucher ein Umdenken einstellen muss, gab Josef Tumbrinck in seinen Eingangsworten zu bedenken. "Gut und billig hat sich in den Köpfen der Menschen festgesetzt, davon müssen wir abweichen", so die mahnenden Worte des Umweltaktivisten. Mit ernüchternden Zahlen verwies der Fachmann auf den Flächenverbrauch in NRW. So gehen jährlich über 7.000 Quadratmeter Landwirtschaftsfläche in NRW verloren, die größtenteils der Siedlungsbildung zugesprochen werden. Dass der Artenreichtum zahlreicher Tiere unumgänglich mit diesem Flächenrückgang einhergeht, ärgert Tumbrinck, der für weitere grün genutzte Flächen inmitten der Landwirtschafsbereiche wirbt. Bernd Kneer, der als Landwirt seit 2013 in einem Verbund arbeitet, weist auf seinen eigenen Flächen bereits 3,5 Hektar solcher Grünflächen auf. Die stetig schrumpfenden Flächen sind aus Sicht des Fachmanns ein weitreichendes Problem. So ist sich Kneer sicher, sollte der Trend der vergangenen 21 Jahre fortlaufen, dass zwischen den Jahren 2080 und 2010 keinerlei landwirtschaftlich genutzten Flächen mehr vorhanden sind.

Innovation wird bei Bernd Kneer, der den Betrieb bereits mit der nächsten Generation führt, groß geschrieben. Die Ackerbohne soll der importierten Sojabohne Konkurrenz machen. Die Nachfrage hält sich bisher jedoch in Grenzen. "In diesem Jahr wurde sogar 33 mal mehr Soja importiert, als im Jahr davor", so der Landwirt.

Martin Häusling, der einen 30 Hektar großen Biolandbetrieb mit integrierter Molkerei bewirtschaftet, kritisierte in seiner Stellungnahme den Bauernverband, der in seinen Forderungen Subventionen für Ernteausfall und weitere Schieflagen fordert. "Wir können nicht einen ganzen Berufszweig an den Tropf der Steuerzahler hängen", so Häusling, der einen Großteil der Zukunftsprobleme in der Vergangenheit sieht. "Wir sitzen vor den Trümmern einer exportorientierten Massenproduktion", ist sich der Abgeordnete sicher, der die Finanzspritze lieber in steigende Qualität stecken würde, anstatt den Konsumgedanken weiter zu fördern.

Dr. Willi Kremer- Schillings, der durch einen Wutbrief gegen Verbraucher Bekanntheit erlangte, blieb seiner Gedanken treu, dass Qualität vor Quantität stehen muss. "Wer an der Kasse ein Hähnchen für 2,79 Euro kauft, hat das Recht auf eine Meinung zur Massentierhaltung vertan." Dass sich in Deutschland eine grundlegende Änderung für den grünen Berufszweig einstellen muss, dessen waren sich alle Beteiligten sicher. Auch die anschließenden Wortmeldungen aus dem Publikum sprachen die gleiche Sprache.

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