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Nur pädagogische Provokation?

Nur pädagogische Provokation?

Integrationsräte nicht mehr als ein Kaffeekränzchen? Mit dieser Bezeichnung provozierte NRW-Integrationsstaatssekretärin Serap Güler kürzlich viele Menschen, die sich seit Jahren in Integrationsräten engagieren.

Wir wollten wissen, wie Beteiligte in Erkrath darüber denken.

(RG) Ein kleiner Absatz im Koalitionsvertrag machte viele Integrationsräte in NRW nach der Landtagswahl hellhörig. Der Landesintegrationsrat schreibt in einer Pressemeldung vom 9. Oktober 2017 dazu 'Zukünftig soll es die Entscheidung der Kommunen sein, einen Integrationsrat oder einen Integrationsausschuss einzurichten. Es soll auch möglich werden, überhaupt keine gewählte Vertretung der Migrantinnen und Migranten in den Kommunen mehr zuzulassen.

Wir haben zwei Menschen gefragt, die sich seit vielen Jahren in Erkrath zum Thema Integration engagieren, was sie über die mögliche Änderung des Paragraph 27 der GO NRW denken, die die Kommunen von der Pflicht zur Wahl eines Integrationsrates entbinden würde. Wir wollten auch wissen, was sie bei der 'Kaffeekränzchen-Äußerung‘ von Serap Güler empfinden.

Mohammed Assila, Interkultureller Berater und seit vielen Jahren in der Integrationsarbeit aktiv, sagte uns zur möglichen Änderung der GO NRW: "Die gelebte Demokratie in unserem Land benötigt engagierte Bürgerinnen und Bürger, die sich in den verschiedensten Gremien, Beiräten und Arbeitskreisen, sowie Ausschüssen engagieren. Unter diese Plattformen zählt der Integrationsrat, der meines Erachtens als kleines Parlament mit einer beratenden Funktion für unsere kommunalen Politiker und den Stadtrat gilt." Zur 'Kaffeekränzchen Äußerung‘ sagte er uns: "Ich würde dazu tendieren, dass die Nennung 'Kaffeekränzchen‘ der Staatssekretärin Serap Güler eine pädagogische Provokation sei. Ich würde sie als konstruktive Kritik aufgreifen, damit die Integrationsräte des Landes ihre Arbeit professionalisieren und sich tiefgreifender in die Politik einmischen. Das ist besonders mit Blick auf den demographischen Wandel auch im Umfeld der Migranten wichtig."

Konstantin Lajios hat in den 80er Jahren den heutigen Integrationsrat (früher Ausländerbeirat) in Erkrath mitbegründet und war mehrere Jahre dessen Vorsitzender. Zur möglichen Änderung des Paragraphen 27 der GO NRW sagte er: "Das wäre ein Rückschritt. Bei uns leben viele Migranten schon seit Jahrzehnten, haben zum wirtschaftlichen Erfolg des Landes beigetragen und verbringen ihren Lebensabend hier in Deutschland. Integrationsräte befassen sich mit fast allen Lebensbereichen von Menschen mit Migrationshintergrund und leisten wichtige Beiträge für das Miteinander von Migranten und heimischer Bevölkerung. Auch zu Integrationsfragen in der Flüchtlingshilfe sind sie häufig Ansprechpartner." Über die 'Kaffeekränzchenäußerung‘ der Staatsekretärin denkt er: "Ich denke, dass Frau Güler keine Informationen von der Arbeit der Integrationsräte vor Ort hat."

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