1. Die Stadt

Hundert Jahre zurück geblickt

Hundert Jahre zurück geblickt

Der Februar-Stammtisch des Bergischen Geschichtsvereins Erkrath gewährte den Besuchern einen Blick auf das Leben der Menschen in unserer Region vor 100 Jahren.

(RG) Mehr als 30 interessierte Besucher hatten sich am vergangenen Freitag zum monatlichen Stammtisch des Bergischen Geschichtsvereins eingefunden. Zwei Kurzvorträge griffen historisches aus unserer Region auf, das die Referenten über www.zeitpunkt.nrw recherchiert hatten. "Das Zeitungsportal der Universitäts- und Landesbibliotheken Bonn und Münster, das im letzten Jahr online gegangen ist, bietet digitalisierte Ausgaben historischer Zeitungen aus Nordrhein-Westfalen aus den Jahren 1801 bis 1945", erklärt Hans Podporowski einleitend. "Für Heimatforscher erschließt sich damit eine neue wichtige Forschungsquelle, die regionale und ortsgeschichtliche Lücken schließen kann", ergänzt er.

Für seinen Vortrag hat Podporowski die Mettmanner Zeitung ausgesucht. Sie erschien unter wechselnden Titeln von 1869 bis 1972. Hans Podporowski hat sich die Ausgabe vom 7. Februar 1919 vorgenommen. Es herrschten unruhige und schwierige Zeiten, der erste Weltkrieg war knapp drei Monate vorher zu Ende gegangen. Bürgermeister Conradi gibt bekannt, dass am Folgetag in den Metzgereien Bach und Wanders Pferdefleisch verkauft wird für dessen Erwerb Brotkarten vorgelegt werden müssen und der Abriss von Fleischmarken notwendig sei. Ein größerer Artikel auf dem Titel und zwei Anzeigen auf Seite vier befassen sich mit den bevorstehenden Stadtratswahlen. Eine kleine Notiz weist auf die Wiederaufnahme des Spielbetriebs des Spiel- und Sportvereins 1910 hin, dessen erste Mannschaft nach Velbert fährt, um gegen den Ballspielverein 1907 zu spielen. Gleichzeitig habe der SS II den Ballspielverein 07 II aus Velbert in Mettmann zu Gast. Gespielt würde auf dem Ersatzsportplatz am "Schwarzen Pferd" an der Straßenbahnhaltestelle. Es sind diese kleinen Hinweise, die die Zeitungen für Heimatforscher so interessant machen, denn an dieser Stelle ist belegt, dass 1919 in Mettmann eine Straßenbahn verkehrte.

"Das untere Drittel des Titelblatts nimmt eine Erzählung ein", berichtet Podporowski und macht deutlich, dass historische Zeitungen offensichtlich ganz andere Prioritäten zu den Inhalten setzen, als das heute der Fall ist. Auf Seite zwei der vierseitigen Ausgabe wird unter anderem über die Wirtschaftskrise in England und die Nationalversammlung berichtet. Auf Seite drei ist unter "Vermischtes" zu lesen, dass kürzlich in einem Zirkus ein Dromedar geschlachtet werden musste, dessen Fleisch einer Wurstfabrik zugewiesen wurde. Die verarbeitete es zu Dromedar-Knoblauch-Wurst. Es wurde berichtet, dass die Wurst schon nach kurzer Zeit vergriffen gewesen sei und dass einige Monate vorher schon einmal ein Elefant zu Wurst verarbeitet wurde. Das Mettmanner Weltspiegel Kino veröffentlichte schon damals sein Programm in der Lokalpresse und die Kontaktanzeigen ließen schmunzeln. So suchten drei gut situierte Freunde im Alter von 21 bis 24 Jahren aus dem Feld heimgekehrt drei vermögende junge Damen zwecks Heirat.

  • Die Auszeichnung fand im Landgasthaus Bibelskirch
    Landrat überreicht Urkunden an Hersteller, Gastgeber und Landerlebnis-Anbieter : TYPISCH neanderland-Siegel geht an elf weitere Betriebe
  • Thematische Spaziergänge im Quartier in August und September : Herausspaziert – Streifzüge durch die Sandheide
  • Neustart des Leseföderprogramms für Kleinkinder bis zwei Jahre : Stadtbücherei: Die „Bücherwürmchen“ kehren zurück

Den zweiten Kurzvortrag hielt Neumitglied Dr. Winfried Steiling, der die Gelegenheit nutzte sich den anderen kurz vorzustellen und auf eine noch bis zum 10. Februar laufende Ausstellung zu "verbotener Kunst" im Alten Rathaus in Solingen-Gräfrath aufmerksam zu machen. Für seinen Vortrag hat er zwei Berichte aus der Haaner Volkszeitung vom 1. und 4. Februar 1919 herausgesucht. Diese handeln von einem geplanten Alkoholgesetz als Maßnahme zur "Hebung der ermatteten Volkskraft" und von der verspäteten Zuckerlieferung aufgrund großer Verkehrsschwierigkeiten. Den unterhaltsamen Abschluss boten dann Brigitte und Horst-Dieter Schuster. Während er eine Glosse über seinen Hund vortrug, unterhielt sie die Besucher mit einem Chanson in Mundart, das eine Liebeserklärung an Düsseldorf enthielt. Der nächste Stammtisch findet am 1. März um 18 Uhr im Café Neandertal No.1 statt.