Es kommt auf Minuten an

Erkrath · Ein Feuerwehreinsatz kann tragisch enden, wenn die Einsatzfahrzeuge den Brandort nicht rechtzeitig erreichen können.

 Guido Vogt (Leiter der Feuerwehr) neben der Drehleiter, die im Ernstfall zur Lebensrettung eingesetzt wird.

Guido Vogt (Leiter der Feuerwehr) neben der Drehleiter, die im Ernstfall zur Lebensrettung eingesetzt wird.

Foto: RG

(RG) Gerade in Wohngebieten ist es für Löschzüge, die in der Regel aus einem Einsatzleitwagen, zwei Löschfahrzeugen und einer Drehleiter bestehen, bei Einsätzen immer wieder zu Verzögerungen. Der Grund sind die vielen parkenden Fahrzeuge in den engen Straßen, die ein Durchkommen des Löschzugs erschweren. Falschparker kommen oft noch hinzu. Am 24. März wurde die Erkrather Feuerwehr nachts um halb zwei wegen eines Wohnungsbrandes in der Schinkelstraße alarmiert. "Ich war als Einsatzleiter als erster vor Ort, aber die Kollegen folgten nicht in der üblichen Zeit", berichtet uns Feuerwehrleiter Guido Vogt. Der Grund: Ein Einsatzfahrzeug hatte auf dem Weg zur Einsatzstelle zwei geparkte PKWs schwer beschädigt. Auch das Einsatzfahrzeug hat erheblich Schaden genommen und wird für die notwendigen Reparaturen vier Wochen ausfallen.

Viel wichtiger als der Sachschaden ist aber die Tatsache, dass am Ende kein Mensch größeren Schaden genommen hat. Zwei mit Atemschutzgeräten ausgestattete Trupps waren schließlich unter Vornahme eines Löschrohres gewaltsam in die Wohnung vorgedrungen. Ein Nachbar im Mehrfamilienhaus hatte die Feuerwehr alarmiert. In der Küche fanden sie auf dem Herd ein bis zu Unkenntlichkeit verkohlte Essen, aber der Brand hatte nicht auf die Kücheneinrichtung übergegriffen. Auch der tiefschlafende Mieter war mit dem Schrecken davongekommen und musste, entgegen des ersten Verdachts auf eine Rauchgasvergiftung, nicht ins Krankenhaus.

Der Einsatz in der Schinkelstraße endete für die Betroffenen glimpflich. Das ist nicht immer so und wenn Menschenleben in Gefahr sind, entscheiden wenige Minuten über Leben und Tod. Eine zugeparkte Feuerwehrzufahrt in Verbindung mit eingezeichneten Sperrflächen oder auch zugeparkte Kurvenradien behindern regelmäßig Rettungseinsätze. Selbst die im Vergleich zu schweren Löschfahrzeugen kleiner wirkende Drehleiter benötigt eine große Aufstellfläche, um das Ausfahren der Leiter zu ermöglichen.

Die volle Breite der Abstützsysteme beträgt ab Fahrzeugkante bis zu 1,5 Meter. Rechnet man den benötigten Raum für die Bewegung der Einsatzkräfte hinzu, muss man auf jeder Fahrzeugseite rund zwei Meter Abstand ab Fahrzeugkante hinzurechnen. Feuerwehr Leiter Guido Vogt hat sich nach dem Einsatz in der Schinkelstraße mit einem Schreiben an die Anwohner gewandt, das die Jugendfeuerwehr an 300 Haushalte verteilt hat. Er drückt darin sein Bedauern über die beschädigten PKWs aus, appelliert aber auch an die Eigenverantwortung der Anwohner dafür, dass die Zufahrten für Feuerwehreinsätze frei bleiben müssen.

Wer denkt, dass er nachts schnell genug sein Fahrzeug wegsetzen könne, unterliegt einem Trugschluss. "In der Regel sind die Sirenen, sobald die Feuerwehr in der Wohnstraße eintrifft, abgeschaltet und hinter Doppelverglasung hört man die anrollenden Fahrzeuge im Schlaf nicht mehr", erklärt Vogt.

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